1923 bis 1946
Kindheit und Jugend in Wilhelmshaven
Gerhard Fleischhut wird als jüngster Sohn von Martin
Fleischhut (*1883, †1962, technischer Marineoffizier)
und Luise Fleischhut, geborene Schneider (*1887,
†1963) am 28.4.1923 in Ellenserdamm/Wilhelmshaven
geboren. Gerhard hat zwei Geschwister, Karl (*1912,
†1945) und Anneliese (*1913, †ca. 1976).
Gerhards Onkel ist der bekannte Bordfotograf Richard
Fleischhut (*1881, †1951).
Kindheit und Jugend verlebt Fleischhut in
Wilhelmshaven.
Nach einer Lehre in einem Radiogeschäft wird er
1941 zum Arbeitsdienst eingezogen, 1942 zum
Kriegsdienst in Nordfrankreich. Erste Aquarelle ent-
stehen: Fleischhut malt seine Kameraden und die
Pferde bei der Wehrmacht. Auf Grund einer schweren
Kriegsverletzung kommt er 1943 ins Lazarett nach
Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) und malt mit
Feder konturierte Landschaftsaquarelle.
1944-1945 studiert er an der Kunsthochschule in
Bremen bei Prof. Rudolf Hengstenberg (*1894, †1974).
Nach nochmaligem Kriegsdienst gerät Fleischhut in
Gefangenschaft. Er wird 1946 entlassen.
1946 – 1952
Aufbau einer Existenz in Cuxhaven
In Cuxhaven ist Fleischhut schon zu Beginn der
1940er Jahre häufig zu Besuch. Dort lernt er Ilse, geb.
Peters (*1925, †2017), seine spätere Frau kennen. Mit
ihr bezieht er 1947 ein selbstgebautes Holzhaus am
Waldrand von Gudendorf. Bei Gudendorf werden
auch die beiden Töchter des Paares geboren.
1952-1963
Als freischaffender Künstler in Cuxhaven
Gemeinsam mit den o.g. Künstlern ist Fleischhut von 1952-
1963 Mitglied des BBK (Bund Bildender Künstler) Cuxhaven-
Stade. Bei vielen Ausstellungen dieser Bezirksgruppe ist er
mit Werken vertreten und nimmt an zahlreichen Reisen des
BBK teil, u.a. nach Holland, Belgien, Paris und Südfrankreich.
Besonders die Aufenthalte in Frankreich sind für sein Werk
prägend: Einige seiner schönsten Aquarelle sind auf Grund
der auf bei diesen Reisen gesammelten Eindrücke
entstanden.
Neben farbenprächtigen, dem Spätexpressionismus zuzuor-
dnenden Aquarellen entstehen bis 1963 einige Ölgemälde,
viele Druckgraphiken und Zeichnungen, Collagen und
Wachsmalereien, darunter auch einige Auftragsarbeiten.
1956 gestaltet Fleischhut die Glasfenster für das Schwestern-
heim der Städtischen Krankenanstaten in Cuxhaven, die sich
nach Abriß des Schwesternwohnheims seit 2013 im
sogenannten „Raum der Stille“, einem für die Öffentlichkeit
zugänglichen Meditationsraum des Krankenhauses befinden.
1963 – 1969
Jahre des Umbruchs in Koblenz
1963 zieht Gerhard Fleischhut mit seiner Familie nach Koblenz um.
Zunächst ist er als Graphiker an der Schule für Innere Führung (Koblenz-
Pfaffendorfer Höhe) an-gestellt. 1969 nimmt er eine Tätigkeit am Koblenzer
Mittelrhein Museum an, wo er bis 1978 in den Abteilungen für Stadtge-
schichte und Graphik beschäftigt ist. Daneben ist Fleischhut zehn Jahre lang
Dozent für Graphik an der VHS in Koblenz.
Die künstlerische Entwicklung von Fleischhut erfährt in den Koblenzer Jahren
einen heftigen Bruch. Der Künstler, der sich nur noch in seiner Freizeit seinem
künstlerischen Schaffen widmen kann, ist auf der Suche nach neuen Aus-
drucksformen. Ab 1963 entstehen nur noch wenige Aquarelle, Fleischhut
wendet sich verstärkt Collagen, Frottagen und Materialbildern zu.
Dem Norden Deutschlands und ganz besonders der Stadt Cuxhaven bleibt
Fleischhut zeitlebens verbunden; sein bevorzugter sommerlicher
Aufenthaltsort ist Cuxhaven.
Mit Vorliebe expermentiert er mit am Strand gesammeltem Holz und Kork
und mit vom Meer abgeschuppertem Glas, mit Steinen, Eisenspänen,
Maschinenabfall und Vogelsand, Materialien, die er zu Mosaiken arrangiert.
Reisen führen Fleischhut in den 1970er Jahren
nach Österreich und Korsika, wo vornehmlich
Zeichnungen entstehen.
1976 hat er seine erste Einzelausstellung: Beim
Deutschen Bücherbund in Koblenz zeigt er
Skizzen,, die auf einer Korsika-Reise entstanden
sind.
Von Dezember 1976 bis Januar 1977 hat er eine
zweite, sehr umfangreiche und erfolgreiche
Einzelausstellung.
In der Koblenzer Galerie Rost sind Werke in
unterschiedlichster Technik und aus den wichti-
gsten Schaffenszeiten des Künstlers präsentiert.
In der lokalen Presse wird über die Ausstellung
berichtet und Fleischhut wird in einem kurzen
Fernsehbeitrag des Südwestfunks gewürdigt.
Fleischhut ist freischaffender Künstler, hat aber auch verschiedene Nebenbe-
schäftigungen. Er betätigt sich u.a. als Bühnenbildner beim Schauspiel
Cuxhaven.
Er wird Mitglied der 1946 von dem Fotografen Hans Gerhard Westphal ini-
tiierten Künstlervereinigung Bakegilde. Die Bakegilde, deren Mitglieder u.a.
das Ziel verfolgten, eine Künstlerkolonie in Altenwalde bei Cuxhaven zu
gründen, existierte nur kurze Zeit, mit Westphal blieb Fleischhut jedoch
zeitlebens befreundet.
Freundschaftlich verbunden war er außerdem mit den Malern Oskar Gawell
und Alex Kirchhof, mit dem er gemeinsam malte und den er porträtierte, mit
Otto Rahm und der Gobelinweberin Liselotte Beyer.
Am 4. Juli 1978 stirbt Gerhard Fleischhut in Koblenz an einem zweiten
Herzinfarkt.
Posthum werden zwei retrospektive Ausstellungen
seiner Werke in Cuxhaven gezeigt:
1980 Einzelausstellung in der Buchhandlung Patow und
2001 Einzelausstellung in der Stadtbibliothek Cuxhaven.
1970 - 1978
Letzte Lebensjahre-Erfolgreiche Einzelausstellung